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Strnad, Maximilian

Dr. des. Maximilian Strnad

Promotion im Wintersemester 2016/17
Titel der Dissertation: "Privileg Mischehe? Handlungsräume sogenannter "jüdisch-versippter" Familien 1933-1949"

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Postadresse
Stadtarchiv München
Winzererstraße 68
80797 München


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ZUR PERSON

  • seit Januar 2017 wissenschaftlicher Bearbeiter des Projekts "Formen individuellen und dezentralen Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus in München" im Stadtarchiv München
  • Januar 2017 Abschluss des Promotionsverfahrens
  • 2011 - 2013 Leitung und Bearbeitung des Projektes "Zwangsarbeit in der Flachsröste Lohhof GmbH", finanziert von der Stadt Unterschleißheim
  • 2010 - 2012 wissenschaftlicher Mitarbeiter am NS-Dokumentationszentrum München
  • 2007 - 2010 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Historischen Seminar der LMU München (Lehrstuhl Prof. Dr. Michael Brenner) im Projekt „Juden in der Bundesrepublik nach 1945“, gefördert von der VW-Stiftung
  • 2007 Magister Artium mit Auszeichnung an der LMU München in Neuerer und Neuester Geschichte (Hauptfach), Geschichte Ost- und Südosteuropas und Neue Deutsche Literatur

PROJEKT

Privileg Mischehe? Handlungsräume sogenannter "jüdisch-versippter" Familien 1933-1949

Die Dissertation untersucht die Auswirkung der antisemitischen Verfolgungspraxis auf die Handlungsräume und den Alltag von Frauen, Männern und Kindern, die während des Nationalsozialismus in Mischehen lebten. Unter genderspezifischen und alltagsgeschichtlichen Gesichtspunkten wird dabei besonders nach verfolgungsbedingten Veränderungen im innerfamiliären Kontext gefragt.

Die rassistische NS-Politik wirkte in Mischehen unterschiedlich auf die als Juden verfolgten und die sogenannten „jüdisch versippten“ nichtjüdischen Ehepartner. Die daraus entstandenen Asymmetrien hatten unterschiedliche Folgen auf die Familienstrukturen wie für das alltägliche Leben der Familienmitglieder. Während sich die Abhängigkeit der jüdischen von ihren nichtjüdischen Partnern erheblich erhöhte – eine Scheidung bedeutete den Verlust von Privilegien gegenüber den nicht in Mischehe lebenden Juden und barg insbesondere das Risiko der Deportation – übernahmen beispielsweise nichtjüdische Männer traditionell weibliche Aufgaben wie den Lebensmitteleinkauf, der für ihre nichtjüdischen Frauen häufig mit Stigmatisierung und Demütigung verbunden war. Bürde, Verantwortung, Abhängigkeit und Dankbarkeit beeinflussten die innerfamiliären Beziehungen und unterhöhlten in etlichen Fällen die gemeinsame Existenzgrundlage der Familie.

Auch nach dem Ende des NS-Regimes wirkten diese Faktoren nach. Hinzu kamen neue Probleme. Innerhalb der (jüdischen) Opfergemeinschaft wurden die in Mischehe Verfolgten häufig als „Opfer zweiter Klasse“ behandelt, da sie aufgrund ihrer spezifischen Verfolgungssituation nicht in den Konzentrationslagern interniert gewesen waren und daher überproportional hohe Überlebenschancen gehabt hatten. Der Kampf für die Anerkennung ihrer Ansprüche führte u.a. zur Gründung eigener Opferverbände wie der Notgemeinschaft der von den Nürnberger Gesetzen Betroffenen in Hamburg. Der Kampf um Selbstbehauptung war letztendlich auch ein Kampf um Teilhabe an der deutschen Nachkriegsgesellschaft. Die Dissertation fragt auch hier vor allem nach den Auswirkungen dieser Prozesse auf die Selbstverortung der im Nationalsozialismus in Mischehe verfolgten Personen.

FINANZIERUNG

Studienstiftung des deutschen Volkes, Bonn (Anschubfinanzierung durch das Leo-Baeck-Fellowship-Programms der Studienstiftung)

PUBLIKATIONEN

The Fortune of Survival – Intermarried German Jews in the Dying Breath of the ‘Thousand-Year Reich’ ” in Dapim: Studies on the Holocaust (2015), Vol. 29, No. 3, S. 173–196.

Die Deportationen aus München, in: Alan Steinweis (Hg.): Judenverfolgung in München (Münchner Beiträge zur jüdischen Geschichte und Kultur 2/2014), München 2014, S. 76-96.

Flachs für das Reich. Das jüdische Zwangsarbeitslager "Flachsröste Lohhof" bei München, München 2013.

Manche Spuren menschlicher Existenz verblassen schneller als andere. Die Geschichte einer "privilegierten Mischehe" in Memmingen, in: Barbara Lochbihler/Sabine Schalm (Hg.): Allgäuerinnen, Berlin 2013, S. 170-189.

Zusammen mit Michael Brenner (Hg.): Der Holocaust in der deutschsprachigen Geschichtswissenschaft (Dachauer Symposien zur Zeitgeschichte, Bd. 12), Göttingen 2012.

„Grabe, wo Du stehst“: Die Bedeutung des Holocaust für die Neue Geschichtsbewegung, in: Michael Brenner/Maximilian Strnad (Hg.): Der Holocaust in der deutschsprachigen Geschichtswissenschaft, Göttingen 2012, S. 162-198.

Der jüdische Zwangsarbeitseinsatz in der Flachsröste Lohhof, in: Stadt Unterschleißheim (Hg.): Stadtbuch, Unterschleißheim 2012, S. 91-97.

Zwischenstation „Judensiedlung“. Verfolgung und Deportation der jüdischen Münchner 1941-1945. München 2011.

Zusammen mit Monika Halbinger: „Ich schäme mich nicht zu gestehen, daß ich zutiefst ergriffen und bewegt war“ – Ein außergewöhnlicher Brief des jüdischen Sozialdemokraten Ludwig Rosenberg an Willy Brandt zum „Warschauer Kniefall“, in: Michael Brenner (Hg.): Münchner Beiträge zur Jüdischen Geschichte und Kultur 2010/1, München 2010, S. 90-98.

Stadtarchiv München (Hg.): Biografisches Gedenkbuch der Münchner Juden 1933-1945. München 2007, Mitarbeit am Kapitel "Orte jüdischen Lebens in München" S. 859-897.

Das „Judenhaus“ in der Frundsbergstraße 8, in: Geschichtswerkstatt Neuhausen (Hg.): Neuhauser Werkstatt-Nachrichten (Heft 16), München 2006.

 

 

Strnad Präsentationsposter zum Historikertag 2014  Projektpräsentation im Posterformat beim Historikertag 2014