Promotionsprogramm Promohist
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Grundgedanken

Innerhalb der Kultur- und Geisteswissenschaften nimmt die Geschichte als Disziplin einen besonderen Ort ein. Sie ist durch ihre sektoralen Teilfächer (z. B. Politik-, Wirtschafts-, Sozial-, Medien-, Wissenschaftsgeschichte) systematisch mit den Forschungsfeldern anderer Disziplinen verbunden und daher grundsätzlich interdisziplinär ausgerichtet. Gleichzeitig weist sie disziplinäre Spezifika auf, indem sie den zeitlichen Wandel zum Untersuchungsgegenstand erhebt und dadurch zwingend darauf angewiesen ist, historische Quellen als Objektivationen vergangenen menschlichen Handelns methodisch tragfähig auszuwerten.

Aus der Notwendigkeit quellenbasierter Forschung begründen sich spezifische Anforderungen und Arbeitsweisen, denn Quellen sind ebenso Materialbasis und Kontrollinstanz der Geschichtswissenschaft wie „gebrochene Zeugnisse“ (Saal/Nünning) der Vergangenheit. Seit den 1980/90er Jahren hat sich die Geschichtswissenschaft neuen theoretisch-konzeptionellen wie inhaltlichen Herausforderungen zu stellen. Nationalstaatliche Engführungen werden hinterfragt, Vergangenheiten im globalgeschichtlichen Kontext rekonstruiert. Die Pluralisierung des Fachs erfordert zugleich eine beträchtliche Erweiterung wissenschaftlicher Kompetenzen. Neue Fragestellungen, Themen und Methoden haben zu fachlicher Ausdifferenzierung, Verschiebung von Fachgrenzen und Begründung neuer Teildisziplinen geführt.

Die Diversifizierung der Geschichtswissenschaft birgt ein großes Innovationspotential, macht es jedoch auch erforderlich, Promovierende besonders gut darauf vorzubereiten, damit sie sich einerseits sicher in einer komplexen geisteswissenschaftlichen Forschungslandschaft bewegen, andererseits aber auch spezifisch geschichtswissenschaftliche Problemlagen reflektieren, disziplinäre Kerne definieren und entsprechende fachliche Kompetenzen gezielt vertiefen.

Qualifizierungskonzept

Das strukturierte Promotionsprogramm ProMoHist, das einem transparenten Auswahlverfahren verpflichtet ist, verbindet hohe Qualitäts- und Betreuungsstandards mit Offenheit und Flexibilität in thematischer, organisatorischer und finanzieller Hinsicht. Ausgangspunkt ist die Überzeugung, dass die Promotion nicht die letzte Stufe des Studiums, sondern die erste Phase selbst-ständiger wissenschaftlicher Tätigkeit bildet. ProMoHist stellt eine Struktur bereit, die Einzelforschungen von Nachwuchshistoriker/innen ebenso fördert wie Doktorand/innen, die innerhalb thematisch ausgerichteter Drittmittelprojekte, Graduiertenkollegs oder Promotionsprogramme forschen. ProMoHist vergibt keine Stipendien, berät seine Teilnehmer/innen aber bei der Antragstellung für Stipendien und Drittmittelprojekte, unterstützt ihre eigenständigen wissenschaftlichen Aktivitäten und erhöht deren Sichtbarkeit.

Neben einem auf die Bedürfnisse der Promovend/innen zugeschnittenen Studienprogramm, bietet das Qualifizierungskonzept die Möglichkeit, an Doktorandentagen, Workshops und Summer Schools teilzunehmen bzw. diese eigenverantwortlich zu organisieren. Dies zielt darauf, einerseits das eigene Forschungsvorhaben nach innen und außen zu präsentieren, andererseits mit einschlägig forschenden Expert/innen zu diskutieren.

Vernetzung

ProMoHist profitiert zum einen von der engen Zusammenarbeit mit verschiedenen Drittmittel-projekten und Einrichtungen der LMU wie dem Center for Advanced Studies, zum anderen nutzt es den für geschichtswissenschaftliche Forschungen einmaligen Standortvorteil Münchens. Das Programm bindet die Forschungspotenziale der einschlägigen außeruniversitären Einrichtungen vor Ort systematisch ein: das Institut für Zeitgeschichte, die Forschungsabteilung des Deutschen Museums, das Münchner Zentrum für Wissenschafts- und Technikgeschichte sowie das Rachel Carson Center für Umwelt und Gesellschaft. Etablierte Kontakte bestehen ferner zu Forschungseinrichtungen wie dem Historischen Kolleg, den zahlreichen Archiven und Museen in München (Stadtarchiv, Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Archiv des Deutschen Mu-seums, Bayerisches Wirtschaftsarchiv usw.), der Hochschule für Fernsehen und Film München sowie zum neu gegründeten NS-Dokumentationszentrum München.

Besonderen Wert legt ProMoHist auf die internationale Vernetzung und Visibilität des wissenschaftlichen Nachwuchses. Das Programm empfiehlt, an zwei auswärtigen Konferenzen teilzu-nehmen, davon einmal als Referent/in, und rät nachdrücklich zu einem Studien- und Forschungsaufenthalt im Ausland, für dessen Organisation und Finanzierung die Doktorand/innen zwar individuell verantwortlich sind, aber auf die Kontakte von ProMoHist zurückgreifen können. Das Promotionsprogramm pflegt über feste Ansprechpartner/innen beispielsweise enge Beziehungen zu den Deutschen Historischen Instituten, zum Programm DKplus der Universität Wien, zum Leo Baeck Institut und zum Franz-Rosenzweig-Zentrum an der Hebräischen Universität Jerusalem.