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Irlinger, Mathias

Dr. Mathias Irlinger

Promotion im Sommersemester 2017
Titel der Dissertation: "Die Stadt als Dienstleister: Kommunale Infrastruktur- und Versorgungseinrichtungen in München 1933 bis 1945"

Kontakt

Postadresse
Institut für Zeitgeschichte
Abteilung Dokumentation Obersalzberg
Salzbergstr. 41
83471 Berchtesgaden

Telefon: +49 (0) 8652 / 9479 - 622

Website: Institut für Zeitgeschichte München

Weitere Informationen

ZUR PERSON:

  • seit 2017 Bildungsreferent der Dokumentation Obersalzberg
  • 2016 - 2017 Promotionsabschlussstipendium der LMU München
  • 02/2013 - 2016 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Historischen Seminar der LMU München im Projekt „Die Münchner Stadtverwaltung im NS“
  • 2011 - 2013 freier Historiker in verschiedenen wirtschafts- und kulturgeschichtlichen Projekten
  • 08/2011 Magister Artium der LMU München in Neuerer und Neuester Geschichte, Politischer Wissenschaft und Alter Geschichte mit der Arbeit „Der Obersalzberg nach 1945. Über den Umgang mit einem Ort des Dritten Reiches“
  • 2005 - 2011 studentische Hilfskraft am Institut für Zeitgeschichte (IfZ), München, u.a. im Projekt „Der Flick-Konzern im Dritten Reich“
  • 2004 - 2011 Studium der Neueren und Neuesten Geschichte, der Politischen Wissenschaft und der Alten Geschichte an der LMU München und der University of Exeter, Großbritannien
  • 2004 - 2008 Rundgangsleiter in der Dokumentation Obersalzberg, Berchtesgaden

PROJEKT:

Die Stadt als Dienstleister: Kommunale Infrastruktur- und Versorgungseinrichtungen in München 1933 bis 1945

Die moderne Massengesellschaft ist ohne Infrastrukturen und Versorgungseinrichtungen nicht vorstellbar. Historisch wurden sie als zivilisatorische Leistungen angesehen, die einen gehobenen Lebensstandard sowie funktionale Arbeitsprozesse ermöglichten. Sie wurden tagtäglich von den Bürgerinnen und Bürgern genutzt, jedoch meist unbewusst. Ihre Einrichtung, Instandhaltung und Modernisierung wurde als technokratischer Prozess angesehen, der rationalen Zweckmäßigkeiten folgt. Die Geschichtswissenschaft teilt – bis auf wenige Ausnahmen – diese Einschätzung und betrachtet Infrastrukturen meist nur in ihrer Entstehungsphase.

Das Dissertationsvorhaben greift dieses Desiderat auf und widmet sich den kommunalen Infrastruktur- und Versorgungseinrichtungen in München in der Zeit des „Dritten Reichs“. Anhand einer Verzahnung von kultur- und sozialgeschichtlichen Herangehensweisen werden Spezifika des Nationalsozialismus in der Infrastrukturpolitik herausgearbeitet. Welche Angebote den Bürgerinnen und Bürgern gemacht wurden, also das, was als Voraussetzung für ihr Dasein angesehen wurde, war nie statisch abgesteckt, sondern unterlag Aushandlungsprozessen. Die Entscheidungen wurden selten in nur einer Behörde, sondern in Kooperation und Konkurrenz zwischen öffentlichen Ämtern und Parteistellen auf lokaler und nationaler Ebene sowie in Zusammenarbeit mit Experten getroffen.

Infrastrukturmaßnahmen waren nicht bloße Leistungen, sondern sie sollten den öffentlichen Raum integrieren, strukturieren und ordnen. An ihnen zeigen sich Wahrnehmungen sowie Konstruktionen von Urbanität im Nationalsozialismus. Die Semiotik und Ikonographie von Infrastrukturen wird im Besonderen an Prestigeprojekten und ihrer Darstellung bei Ausstellungen, Feierlichkeiten sowie in Publikationen deutlich. Infrastrukturplanungen standen ferner im Spannungsverhältnis zwischen Zukunftsvisionen und der Reaktion auf aktuelle Notlagen. Vor allem die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg holten die Infrastrukturen aus der Sphäre des Selbstverständlichen heraus und offenbarten ihre Unentbehrlichkeit. Hier zeigen sich Prioritätssetzungen der Politik zwischen kriegswichtigen Erfordernissen und zivilen Maßnahmen zur Aufrechterhaltung alltäglicher Normalität.

Die Untersuchung der Stadt als Dienstleister sowie der Angebotsseite des „Dritten Reichs“ impliziert die Betrachtung der Erwartungshaltungen, des Konsumverhaltens und der Reaktionen der Münchnerinnen und Münchner. Diese Untersuchungsebene wird exkludierende Mechanismen der Infrastruktur- und Versorgungspolitik aufdecken, etwa den Ausschluss von sogenannten „Gemeinschaftsfremden“ aus öffentlichen Einrichtungen. Hier zeigt sich am deutlichsten, dass Infrastrukturen nicht selbstverständlich und Versorgungseinrichtungen mehr als gemeinwohlorientierte Grundversorgung waren. Die Stadt München folgte hier keiner technokratischen Sachgerechtigkeit, sondern orientierte sich an politischen Zielsetzungen. Die Studie ist Teil des Projekts „Die Münchner Stadtverwaltung im Nationalsozialismus“ und wird von der Landeshauptstadt München gefördert.

FINANZIERUNG:

Landeshauptstadt München




Irlinger Präsentationsposter Historikertag 2014  Projektpräsentation im Posterformat beim Historikertag 2014