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Aßmann, Carla

Carla Aßmann, M.A.

Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung e.V. (IRS), Erkner bei Berlin

Kontakt

Postadresse
Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung e.V. (IRS)
Flakenstraße 29-31
15537 Erkner

Telefon: +49 (0) 3362 / 793 - 164

Website: IRS Leibniz-Institut für raumbezogene Sozialforschung

Weitere Informationen

ZUR PERSON

  • seit Mai 2016: Mitarbeiterin im Leitprojekt „Konfliktfeld ‚autogerechte Stadt‘: Innerstädtische Freiraumgestaltung als Urbanisierungsstrategie seit 1945 in Ost und West" am Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung in Erkner bei Berlin
  • 2012 - 2015: Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Leibniz Graduate School „Enttäuschung im 20. Jahrhundert. Utopieverlust – Verweigerung – Neuverhandlung“
  • 03/2012 - 05/2012 Mitarbeit an der Ausstellung „Fritz|Dorf|Stadt – Kolonistendörfer in der Metropolregion“ über die Kolonisationspolitik Friedrich II. in Berlin und Brandenburg
  • 10/2011 - 01/2012 Mitarbeit an der Studie „MetroPole. Nachbarschaften in der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg“ von [best] Projekte für Baukultur und Städtebau
  • 2011: Master of Arts mit der Arbeit „Vom Embourgeoisement zur Gentrifizierung. Soziale Mischung im Stadtentwicklungsdiskurs der 1950er bis 1980er Jahre“
  • 10/2007 - 06/2011: Masterstudium der Historischen Urbanistik an der Technischen Universität Berlin
  • 10/2003 - 09/2007: Bachelorstudium der Kulturwissenschaft an der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt/Oder, und an der Université de Liège, Belgien

PROJEKT

Erwartungen so hoch wie die Häuser selbst: Der schnelle Abstieg der Großwohnsiedlungen der Nachkriegszeit als Enttäuschung über den Versuch der Planung von Modernisierung und Fortschritt

Architektur und Stadtplanung wurden in der Geschichte oft als Feld zur Umsetzung utopischer Gesellschaftskonzepte gesehen. Die wenigsten dieser Stadtutopien wurden jedoch realisiert. Eine Ausnahme stellen die standardisierten Großwohnsiedlungen der Nachkriegszeit dar. Sie wurden möglich durch das neue Selbstverständnis des Staates als Sozialstaat, der die Daseinsvorsorge der Bürger sicherstellt: fast alle dieser Bauprojekte wurden staatlich gefördert. Inzwischen gelten die Massenwohnsiedlungen der 1950er bis 1970er Jahre als städtebaulich und sozial höchst problematische Orte. Die Geschichtsschreibung der Siedlungen stellt sie als Ergebnis fehlgeleiteter und autoritärer Planung und architektonischen Größenwahns dar. Die Modernisierungsutopien, die die Grundlage ihrer Errichtung bildeten, werden kaum noch thematisiert. Dabei spielen die während der Konzeption dieser Siedlungen auf verschieden Ebenen enthaltenen Erwartungen an die zukünftige gesellschaftliche Genese und die Konfrontation dieser Erwartungshaltung mit der Erfahrung der Betroffenen eine wichtige Rolle in der Entwicklung der Siedlungen.

Von Anfang an wurden die Siedlungen als eine Art Versuchsaufbau gesellschaftlicher Modernisierung behandelt. Entsprechend wurde auch die Kollision der hochfliegenden Erwartungen mit der erlebten Realität besonders drastisch wahrgenommen. Für die Bewohner überschnitten sich die Aussicht auf eine moderne Sozialwohnung einerseits mit Erwartungen an steigende Konsummöglichkeiten, andererseits aber auch an Potentiale demokratischer Partizipation. Die Politik verstand die Großsiedlungen als Mittel des „Social Engineering“, durch soziale Mischung und sich angleichende Lebensverhältnisse sollte eine soziale Nivellierung auf steigendem Niveau erreicht werden. Zudem waren die großmaßstäblichen, industriell gefertigten Bauprojekte Ausdruck der Überzeugung, gesellschaftliche Probleme durch rationale Planung und technischen Fortschritt lösen zu können. Die spezifische Architekturform war, entgegen verbreiteter Annahmen, keine pragmatische Anpassung an finanzielle Beschränkungen, sondern ist Resultat des Anspruchs, die klassische moderne Architektur an menschliche Bedürfnisse und eine fortschrittliche Gesellschaft anzupassen.

Das Dissertationsvorhaben wird die schnelle Umwertung und weitere Entwicklung der Großwohnsiedlungen als Prozess kollektiver Enttäuschung untersuchen, dabei sollen für die beteiligten Akteursgruppen die Erwartungen, Erfahrungen und aus diesen Erlebnissen resultierenden Bewältigungsstrategien nachgezeichnet werden. Ziel ist es dabei nicht zuletzt, herauszufinden, wie Planungserwartungen Emotionen erzeugt, und welche Rolle Emotionen wiederum bei der gesellschaftlichen Produktion bestimmter Räume spielen.

FINANZIERUNG

Leibniz Graduate School „Enttäuschung im 20. Jahrhundert“, getragen vom Institut für Zeitgeschichte und der LMU München, mit Finanzierung durch die Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz (WGL)